Der Sommer ist fast rum und ich habe dieses Jahr kaum Eis gegessen. Dabei liebe ich Eis und es ist nicht so, dass ich nicht häufig bei der Eisdiele gewesen wäre…
Es ist einfach nur süß
“Unsere” Eisdiele ist die am Hohenzollernplatz in Schwabing. Dies ist eher erstaunlich, denn mir schmeckt das Eis dort nicht einmal. Die ersten zwei, drei Löffel sind noch gut und dann wird es gefühlt immer süßer bis es so pappsüß ist, dass ich spätestens nach der Hälfte entweder aufhören muss oder es mehr mit Zwang als mit Genuss zu tun hat. Und glaubt mir, es liegt nicht an der Sorte. Ich habe einige durchprobiert. Einmal habe ich sogar explizit nach der Sorte mit der wenigsten Süße gefragt. Die Verkäufer haben mich jedoch nur angestarrt und gemeint, “Was meinen Sie mit weniger süß? Es ist Eiscreme. Die muss süß sein.”
Süße von Speiseeis
Süße kann man übrigens nicht wirklich messen, sondern sie ist immer subjektiv. Findet ihr irgendwo die Süßkraft angegeben, ist diese durch den Mittelwert verschiedener subjektiver Empfindungen bestimmt worden. Dazu wird eine Lösung mit 90% Wasser und 10% vom Süßungsmittel hergestellt. Dann testen verschiedene Personen und bewerten, wie süß sie die Lösung im Verhältnis zur Lösung mit raffiniertem Haushaltszucker empfinden.
Speiseeis enthält normalerweise zwischen 20 und 30% Zucker. Interessanterweise verändert sich auch die Struktur und Cremigkeit von Speiseeis, wenn weniger Zucker enthalten ist. Und ja, ich muss zugeben, die Konsistenz vom Eis in der Eisdiele ist schon sehr cremig. Wenn ich mir selbst Eis mache, nehme ich zum Beispiel keinen Zucker extra. Mir reicht der Zucker aus den Früchten. Gleichzeitig ist mein Eis jedoch nicht so cremig wie das aus der Eisdiele. Bisher dachte ich immer, dass dies daran liegt, dass ich keine Milch oder Sahne hinzufüge, sondern einfach die gefrorenen Früchte pur püriere. Denn an den Zucker für die Cremigkeit dachte ich nicht. Es gibt auch Lebensmittelforscher, die sich mit dem Thema beschäftigen, denn immer mehr wollen weniger süßes – und am liebsten veganes – Eis haben. Forscher von der TU Berlin und des Karlsruher Institut für Technologie wollen Zucker durch Ballaststoffe aus mit Enzymen und hohem Druck behandelten Erbsenschalen und Möhrenfasern ersetzen.
Da mir die Verkäufer in unserer Eisdiele jedoch helfen wollten, haben sie mich dann auf die Sorte Dunkle Schokolade verwiesen. Die habe ich dann probiert und es war wieder der gleiche Effekt. Später habe ich dann noch einmal Eiskaffee probiert – das ist besser. Da passen das bittere des Kaffees und die Süße des Eises ganz gut zusammen. Doch so gut, dass ich ihn regelmäßig trinken mag, finde ich ihn auch nicht und dafür, dass ich ihn nicht richtig mag, sind 4,50€ einfach zu viel. Seitdem esse ich kein Eis mehr bei unserer Eisdiele. Natürlich locken mich die schön aussehenden Eissorten immer wieder – doch ich bleibe stark, denn ich weiß, dass ich sie eigentlich nicht mag.
… und täglich grüßt das Murmeltier
Wer jetzt sagt, “geh doch einfach zu einer anderen Eisdiele”, kennt mein Kind nicht. Warum muss es immer diese sein?
Ganz einfach, weil wir beim allerersten Mal Eis essen gehen nicht nachgedacht haben. Kinder mögen gerne Routinen und unsere ganz besonders. Hätten wir gewusst, dass diese eine Entscheidung unseren Eiskonsum der nächsten Jahre bestimmen würde, hätten wir nicht einfach die nächstbeste Eisdiele genommen. Damals waren gerade neu wieder nach München gezogen und hatten zu dem Zeitpunkt noch keine Vorlieben für eine besondere Eisdiele. Na klar, wussten wir um Belabeni, den verrückten Eismacher und dass es bei Sarcletti die meisten Eissorten gibt. Keine der drei ist jedoch bei uns um die Ecke. Darüber hinaus war für uns jede Eisdiele wie jede andere auch. Deshalb haben wir einfach die gewählt, die am nächsten ist und wo man auch draußen sitzen kann. Das ist am Hohenzollernplatz gegeben. Da gibt es einen schönen Brunnen auf dem Platz. Den finden die Kinder so toll, dass es immer ein paar gibt, die im Wasser rumtollen.
Eis essen macht eine Menge Müll
Und es gibt noch eine weitere Eis-Entscheidung, bei der wir besser vorher nachgedacht hätten. Denn wir hatten beim ersten Eis-Essen einen Becher gewählt mit einem Löffel. Das erschien uns für unsere damals knapp Zweijährige einfach besser. Mit dem Löffel konnte sie gut essen und bei einer Waffel hätte sie sich nur bekleckert. Doch auch da war uns nicht bewusst, dass dieses erste Mal dazu führen würde, dass immer ein Eis im Becher mit diesem Plastiklöffelchen sein müsste.
Das ist der zweite Grund, warum ich ungerne zur Eisdiele gehe. Jedes Mal habe ich ein schlechtes Gewissen, dass wir wieder einen Becher wegwerfen. Irgendwann habe ich dann mal einen der Löffelchen mitgenommen und diesen benutzen wir immer wieder. Ja, es ist besser als nichts. Trotzdem haben wir zeitweise jede Woche im Sommer einen Becher weggeworfen. Ich kann sie auch nicht dazu überreden, dass sie mal ein Eis in der Waffel nimmt oder einen mitgebrachten Becher. Es muss der Becher aus der Eisdiele sein. Das ist ihr sogar so wichtig, dass sie lieber gar nicht zur Eisdiele geht als das Eis in einem mitgebrachten Becher zu essen.
Mitgebrachte Becher scheinen auch immer noch sehr unüblich. Ein paarmal – bevor ich komplett auf das Eisessen verzichtet habe – bin ich mit einem mitgebrachten Becher gekommen und die Verkäufer haben ohne weitere Nachfragen mein Eis einfach dar eingefüllt. Doch ich habe in den 2 Jahren, in denen wir regelmäßig diese Eisdiele besuchen, keinen anderen gesehen, der das jemals gemacht hätte.
Selbst mitgebrachte Behälter
Es gibt übrigens keine Verpflichtung der Eisdielenbesitzer oder auch andere Einzelhändler und Gastronomen, dass sie selbst mitgebrachte Behältnisse füllen. Gleichzeitig gibt es auch keine Vorschrift, dass sie dies nicht dürfen. Sie müssen nur die Hygieneregeln beachten.
Wichtig ist jedoch zu wissen, dass damit die Verantwortung des Verkäufers eingeschränkt ist. Während der Verkäufer für die Hygiene seiner Produkte und im Falle von abgegebenen Einwegverpackungen auch für die Hygiene dafür verantwortlich ist, ist er es bei Kundenverpackungen nur für die Produkte. Beim Eis ist dies sicherlich kein Thema, da ihr das sofort verzehrt. Nutzt ihr eure eigenen Verpackungen auch für andere Lebensmittel wie z.B. Käse und stellt zu Hause fest, dass der Käse schlecht ist, wird es schwierig, den Händler in die Verantwortung zu nehmen. Bei mir war das jedoch noch nie ein Thema, dass Käse schlecht war.
Wen das Thema weitergehend interessiert, hat der Lebensmittelverband Deutschland ein Merkblatt Mehrweg Behältnisse rausgebracht.