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Digital nachhaltiger leben

In diesem Artikel möchte ich dir 4 + 1 Ideen an die Hand geben, was du dazu beitragen kannst, digital nachhaltiger zu leben.

Immer mehr wird digitalisiert. Das ist gut. Denn dadurch kann zum Beispiel viel Papier eingespart werden. Doch auch Digitales gibt es nicht umsonst. Es hat selbst einen ökologischen Fußabdruck: Jedes Jahr verbraucht das „Internet“ 320-460 TWh Strom. Das entspricht ca. 2% der globalen Stromnutzung. Auch wenn mittlerweile vor allem die großen Player ihre Rechenzentren komplett mit erneuerbarer Energie betreiben, wird immer noch viel Strom durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern hergestellt. Dies führt dazu, dass CO2 und andere Treibhausgase in die Luft gepustet werden. Durch den Betrieb aller Rechenzentren, Endgeräte und des Netzes gelangten in 2020 ca. 300 Mt CO2 Äquivalente in die Luft. Zum Vergleich: Das ist so viel CO2 wie durch den Konsum von 25 Mio. Deutschen in einem Jahr insgesamt ausgestoßen wird. 

Was beeinflusst den ökologischen Fußabdruck des Internets?

Einflussfaktoren auf den ökologischen Fußabdruck des Internets

Das „Internet“ besteht grob gesagt aus 3 Teilen: Rechenzentren, Übertragungsnetzwerk und Endgeräte. Für alle 3 Teile müssen Geräte hergestellt werden. Bei den Endgeräten hast du es selbst in der Hand, welche Geräte du nutzt. Wie für alle anderen Geräte im Haushalt gilt auch hier: es ist am nachhaltigsten, wenn du sie möglichst lange nutzt und anschließend entweder weiter verkaufst oder zurück ins Recycling gibst.

Der größte Einfluss des Internets auf den ökologischen Fußabdruck besteht jedoch in der Nutzungsphase. Denn da verbrauchen wir die große Menge Strom, dessen Erzeugung wiederum CO2 in die Atmosphäre pustet.

Es gibt in der Nutzungsphase hauptsächlich 2 Faktoren, die den Stromverbrauch beeinflussen: Zeit und Menge. Zeit bedeutet, wie lange nutzt du das Internet und Menge bedeutet, wie viele Daten verbrauchst du. Dabei ist der Einfluss auf die verschiedenen Teile des Netzwerks unterschiedlich. Während Endgeräte durch mehr Daten wenig beeinflusst werden und hauptsächlich deshalb mehr Strom verbrauchen, weil du länger davor sitzt, sind es beim Netzwerk und den Rechenzentren eine Kombination aus beiden Faktoren.

Dank weniger Daten digital nachhaltiger leben

1. Videos mit niedriger Auflösung schauen

Der wohl größte Treiber der Datenmengen, die wir so runterladen, dürfte für die meisten von uns Videostreaming sein. Denn Videos verbrauchen eine große Menge Daten. Doch nicht jedes Video verbraucht gleich viele Daten. Da kommt es vor allem auf die Auflösung an.

Videoqualität (Auflösung in Pixel)Datenmenge in GB
4k22
10808
7203,5

Zum Beispiel braucht 1h Video in einer Auflösung von 720p eine Datenmenge von 3,5 GB. Dagegen braucht ein Video in 4K etwa 6x mehr Daten. Das ist ein krasser Unterschied.

Deswegen lohnt es sich, genau hinzuschauen, mit welcher Auflösung man schaut. Um digital nachhaltiger zu leben, überlege dir, wie wichtig ist dir die Videoqualität wirklich.

Ich würde argumentieren, dass die meisten Talking Head Videos auf YouTube – wie auch meine Videos bei con eselva – mit einer Auflösung von 720p auskommen. Selbst wenn du Serien und Filme von Netflix & Co. auf Computer, Tablets oder Telefone streamst, reicht meistens 1080. Klar, bei einer Naturdokumentation oder einem bildgewaltigen Kinofilm auf dem 4k Fernseher sehen die Bilder mit einer hohen Auflösung viel beeindruckender aus. Ich würde auch nicht argumentieren, dass man nie in hoher Auflösung schauen darf.

Stelle dir doch für den Alltag als Standard eine 720p Auflösung ein und passe dann bei Bedarf bei einzelnen Videos nach oben an. Bei YouTube kannst du die Auflösung bei jedem Video einstellen, indem du auf das Zahnrad klickst.

2. E-Mails löschen und nicht nur archivieren

Zugegeben, E-Mails löschen ist nicht der größte Effekt, um digital nachhaltiger zu leben. Denn eine durchschnittliche Mail (zumindest bei mir) ist ca. 240kB groß. Selbst wenn ich alle meine knapp 8.000 Mails in meinem Gmail Account zusammenzähle, komme ich auf nur knapp 2GB Daten. Das ist weniger als eine Stunde YouTube schauen. Dennoch läppert es sich und die meisten Mails wirst du nie wieder brauchen.

Überlege also beim nächsten E-Mails checken, ob du die E-Mail später noch einmal brauchst. Wenn nicht, lösche sie statt sie zu archivieren. Ich mache dies seit Anfang des Jahres. Zu Beginn war es etwas ungewohnt. Doch mittlerweile fällt mir die Entscheidung sehr leicht. Dadurch, dass ich jetzt weniger Mails habe, finde ich auch einfacher und schneller etwas wieder, wenn ich doch Mal etwas nachschauen will. Selbst eine gute Suchmaschine tut sich mit weniger Mails einfach leichter.

Im Unternehmensumfeld ist der Effekt wohl noch um einiges größer – viele erhalten weit über 100 E-Mails pro Woche. Ebenso ist in Unternehmen verbreitet, sich Dateien mit Zwischenständen zuzusenden. Um hier Datensparsamer zu sein, kann man einfach in die Mails die Links zum internen Netzwerk senden. Und falls das nicht geht, konsequent die Zwischenstands-E-Mails löschen. Die braucht kein Mensch mehr später. Dadurch sparst du Speicherplatz, Datenübertragung und damit Strom.

3. E-Mails vermeiden

Noch besser als E-Mails zu löschen, ist es E-Mails zu vermeiden. Geh mal in dich rein und überlege, welche deiner E-Mails du wirklich gerne liest. Wenn du z.B. den Newsletter des Onlineshops, bei dem du vor 3 Jahren mal etwas bestellt hast, gar nicht liest, bestell ihn einfach ab. Noch digital nachhaltiger lebst du jedoch, wenn du gar nicht erst einen Newsletter bekommst, den du nicht haben willst. Achte mal darauf, wenn du dich das nächste Mal irgendwo registrierst oder etwas bestellst, dass kein Haken beim Newsletter gesetzt ist.

Im Unternehmen gibt es auch eine Menge E-Mails, die man gar nicht braucht. Denk nur mal an all die ganzen Mails, in denen du im CC stehst. Musst du wirklich alles mitlesen, was dich eigentlich nicht betrifft? Es ist nicht nur unglaublich befreiend, wenn du dich aus den Verteilern rausnehmen lässt, sondern es ist auch noch gut für die Umwelt. Falls du aus Dokumentationsgründen doch im CC stehen musst, überleg dir, wie lange du die E-Mails archivieren musst. Müssen die E-Mails z.B. 2 Jahre lange aufbewahrt werden, leg dir einen Filter an, der deine CC-Mails automatisch in ein Jahrgangsarchiv verschiebt. Jedes Jahr löscht du dann einfach das Jahrgangsarchiv von vor 2 Jahren.

4. Fotos & Videos in der Cloud ausmisten

Dieser Vorschlag hat wieder etwas mehr Gewicht, um digital nachhaltiger zu leben. Ein Foto ist – je nach Auflösung und Kompression – bereits einige MB groß. Bei großen Mediatheken von Tausenden Fotos läppert sich das locker zu mehreren GB.

Ich weiß, es ist sehr verführerisch, die eigene Mediathek mit der Cloud zu synchronisieren. So hast du immer alle Fotos und Videos zur Verfügung. Außerdem führt es zu mehr Sicherheit, wenn mal etwas mit deiner Festplatte passiert. Gleichzeitig braucht es jedoch viel Speicherplatz und bei jedem Zugriff auch noch einen Datentransfer. Und weißt du, wie häufig sich deine Daten im Hintergrund synchronisieren? Ich persönlich habe meine Mediathek nicht in der Cloud, weil ich nicht täglich auf alles zugreife. Stattdessen archiviere ich Fotos und Videos auf externen Festplatten. Diese brauchen nur Strom, wenn ich sie tatsächlich benutze.

Fotos und Videos aussortieren ist übrigens nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für das eigene Wohlbefinden. Stell dir mal vor, dass du nur die Fotos und Videos hast, dir dir gut gefallen. Schaust du sie dir dann nicht gleich viel häufiger an?

Zusatztipp für alle, die sich mit Kryptowährungen beschäftigen

Bitcoin ist die bekannteste und größte Kryptowährung mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 388Mrd.€ sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden, da sie sowohl Sicherheit als auch Anonymität versprechen. Wahrscheinlich gibt es auch viele, die sich einfach durch zwischenzeitlich hohen Preise angesprochen gefühlt haben. Und da es nur eine begrenzte Anzahl von Bitcoin geben kann, wird Bitcoin wohl langfristig immer interessanter sofern es genügend Leute gibt, die mitmachen wollen.

Das besondere an Bitcoin sind 2 Dinge: erstens werden alle Daten dezentral identisch als Blockchain gespeichert und verarbeitet und zweitens gibt es mit dem Proof of Work eine sehr komplexe Rechenaufgabe, die gelöst werden muss, damit ein Bitcoin entstehen (geschürft werden) kann. Damit ist Bitcoin sehr sicher. Doch für komplexe Rechenaufgaben ist eine hohe Rechenpower notwendig. Und hohe Rechenpower = viel Strom. In 2020 hat das Schürfen von Kryptowährungen 100-140 TWh benötigt. Das ist ein Drittel des gesamten Internetverbrauchs. Damit hängt der ökologische Fußabdruck des Internets sehr stark von Bitcoin ab.

Es gibt ein weiteres Verfahren, um sicherzustellen, dass alle Transaktionen korrekt sind: das Proof of Stake Verfahren. Dafür werden einfachere Rechenaufgaben verwendet und es wird nur ein Teilnehmer ausgewählt, der eine Kopie erhält und nicht alle gleichzeitig. Dadurch wird der Energieverbrauch stark gesenkt. Die am zweiten bekannteste Kryptowährung Ether hat im August 2022 auf das Proof of Stake Verfahren umgestellt und hat damit seinen Strombedarf massiv von 17TWh in 2021 auf 0,01TWh pro Jahr gesenkt. Deshalb: wenn ihr in Kryptowährungen investiert oder auch NFTs handeln wollt, achtet darauf, dass ihr eine auf Basis des Proof of Stake Verfahren nutzt.